no shadow

(...) Dort präsentierten Nigar Hasib und Shamal Amin ihre bereits seit 2006 laufende Produktion „no shadow“. Allerdings kam das Publikum nicht in den vollständigen Genuss dieser „Theaterperformance“.

Vielmehr extrahierte die charismatische Exilkurdin Nigar Hasib die eindrucksvollsten Passagen daraus und hinterließ damit dennoch einen lebhaften Eindruck, wie sehr die gesamte Performance wohl unter die Haut gehen mag. Ihre unglaublich starke Bühnenpräsenz und ihre kraftvolle Stimme, mit welcher sie durch den Einsatz der Kehlkopftechnik das Spektrum ihrer Klangfarben enorm erweitern kann, zogen die Menschen schon nach wenigen Augenblicken in den Bann.

Im Kreis angeordnet, lauschte man ihrer fremden, musikalisch geformten Kunstsprache, die zugleich dennoch so vertraut erschien. Wie sie höhere Mächte anflehte, von tragischen Ereignissen emotional überschwemmt wurde, wie sie in immer wiederkehrenden Beschwörungsformeln alle Energien auf das Hier und Jetzt konzentrierte, weckte Erinnerungen an etwas, was lange vor unserer Zeit stattfand.
Er-innern, damit ist gemeint, Bilder aus dem Innersten hervor holen, die dort, ganz im C.G. Jung´schen Sinne als Archetypen abgespeichert sind, dieses Er-innern wurde an diesem Abend im Theaterlabor möglich. Zwar kann sich dieses Er-innern ganz individuell gestalten, dennoch öffnet das Leitmotiv des intensiv erlebbaren Gesanges, kombiniert mit einer expressiven Körpersprache den Weg ins Archaische. Von den einen vielleicht als griechische Tragödien nachempfunden, kann die Aufführung von anderen als Initiationsritus indigener Völker interpretiert werden.'

Wieder andere erkennen darin unter Umständen südosteuropäische Erzähltraditionen, die dennoch längst in dieser Präsenz und Innigkeit verloren gegangen sind. Wie auch immer die unterschiedlichen Zugänge sein mögen: Sie sind erwünscht und tragen durch die dadurch entstehende Energie im Raum wesentlich zum Gelingen des Geschehens selbst bei.

Das über dieses Theaterereignis hinaus Interessante ist vor allem, dass „no shadow“ inzwischen zu einer Art „Selbstläufer“ geworden ist. „Wir verschicken keine CDs an uns nicht bekannte Intendanten, sondern wir bekommen wie ganz von selbst Anfragen aus aller Welt, um „no shadow“ außerhalb Österreichs zu präsentieren“ erklärte Nigar Hasib die lange Laufzeit dieses Stückes. In Marokko, Bulgarien, Jordanien, Kurdistan, Griechenland, Polen, Bosnien & Herzegovina, im Iran, Ägypten und Japan – die Aufzählung hier bürgt nicht für Vollständigkeit – sind Nigar und Shamal schon gewesen und haben die Zuseherinnen und Zuseher damit ganz in ihren Bann gezogen.


Das Funktionieren der Performance in den unterschiedlichsten Kulturen machte sie gerade für die europäische Theaternacht besonders wertvoll – verbindet doch „no shadow“ und die junge europäische Kulturinitiative der Gedanke, mit Theater die Menschen über alle Grenzen hinweg zu verbinden und interkulturellen Austausch – zum besseren Verständnis der Menschen füreinander – konfliktfrei und emotional erlebbar zu fördern.


Elisabeth Ritonja
"Lange Nächte"

In European Cultural News 22. Nov. 2011

european-cultural-news.com
Das Lalish Theaterlabor hat
am 19. Nov. 2011 in Wien in Europäische Theaternacht teilgenommen:
- Präsentation von Segmenten der Performance no shadow

- Filmpräsentation und Fotoausstellung der Performance no shadow von 2006 bis 2011 in Europa, Nordafrika, Nahen Osten und Japan.