Die Stimme in Lalish Theaterlabor

Was die Stimme der Lalish Akteure zum Ausdruck bringt hängt wohl davon ab, wieviel ein Mensch an Wahrnehmung meistern und an Impulsen leiten kann, oder auch wie wenig er oder sie dabei an den bereits bestehenden oder im Moment entstehenden Vorstellungen haften bleibt. 

Die Qualität und der Fluss des Atems, in dem die Belange der Körperlichkeit die Form ihres tatsächlichen Ausdruckes finden, sind hierbei mitbestimmend für die wahre Reichweite des Klanges. Ist die Ausgangsposition der Körper der Akteure den Gesetzmäßigkeiten der verschiedenen Sphären ihrer körperlichen und geistigen Existenz angepasst, so entsteht im Strom des Atems ein Muster, welches im Einklang der Stimme eine Synthese der körperlichen Gegebenheiten, psychischen Erscheinungsbilder und der durchleuchteten Formen im Mentalbereich erstellt. Im klanglichen Ausdruck selbst eines einzelnen Atemzuges kann es somit zur Veräußerung der Anwendung aller vergangenen Erfahrungen unter Miteinbeziehung aller gegenwärtiger Möglichkeiten kommen, um all das zu erreichen, was die Gesamtheit eines Menschen zu meistern vermag, dem Ausdruck reinen Wissens und Weisheit.
Somit dient die Stimme im Lalish dem Neuaufleben des ältesten und zugleich modernsten Liedes der Schöpfung, nämlich dem immerwährenden Lied der Weisheit. Die Schöpfung, einst Störmuster der Perfektion, erfährt hier ihre Rückführung zur Perfektion im Lichte des Klanges der Stimmen des Lalish Theaterlabors und das alte „Lied des Salomon“ darf sich darin seiner originalen, unersetzlichen Bestimmung erfreuen.


Hans Echnaton-Schano
Ehemaliger enger Mitwirkender des Living Theatre von Julian Beck und Judith Malina
Wien, Mai 2006